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Die Bäder sind geschlossen - wie trainieren trotz Corona?

Der Trockenschwimmer

Wieder sind alle Bäder geschlossen. Wieder wegen Corona. Ob uns das nun passt oder nicht: Wir müssen ausweichen. Aber wo trainieren im November? Und wie? Wir haben eine paar Sportler gefragt, einer von Ihnen ist Reiner Koch, seit 1973 beim SVL.

Reiner Koch konnte sich vermutlich gar nicht wehren. Der damals knapp sieben jährige Bub wurde im März 1973 von seinen Eltern halt angemeldet beim SVL. Was Wunder - seine heute 90-jährige Mutter Lore Koch ist schließlich die Tochter eines Gründungsmitglieds des Schwimmvereins. Also sollte auch der Reiner - das jüngste von vier Kindern - schwimmen. Seither schwimmt der Reiner. Mittlerweile ist der Ingenieur 54 Jahre alt. Schwimmen gehört aber nach wie vor zu seinem Lebenselixier. Was also tun in diesem öden Corona-November. Das Freibad ist längst geschlossen - und das Campusbad ist jetzt auch noch zu. Wie alle Bäder im Land. Nur die Kaderathleten dürfen trainieren.

Reiner ist jetzt wieder Trockenschwimmer - so wie einst: Einmal die Woche wurden früher bei dem legendären SVL-Trainer Hans Trippel die Zugseile ausgepackt. Alle Schwimmer der Leistungsriege mussten in der 1980er-Jahren Zugseiltraining machen. Entweder in dem kleinen Sportraum im Gebäude des Stadionbads oder - wenn das Wetter besser war - nach dem Lauftraining im Wald unterhalb des Lembergs bei Poppenweiler. So ein Zugseil ist eine feine Sache.

Peter Jacob, Redakteur der Zeitschrift swim, sagt, mit so einem elastischen Seil beanspruche der Sportler „bei korrekter Ausführung“ dieselbe Muskulatur wie im Wasser, denn er führe dieselbe Bewegung aus – allerdings gegen den Widerstand des Zugseils. „Um mit dem Training loszulegen, schlagen Sie das Zugseil so um einen fest installierten Gegenstand, dass beide Enden gleich lang sind. Stellen Sie sich anschließend in ausreichender Entfernung schulterbreit auf - das Zugseil sollte nun gut gespannt sein. Schon kann es losgehen.“ Das hat der Fachmann kürzlich auf der Internetseite des Magazins (www.swim.de) geschrieben.

Und genau das tut Reiner Koch nun. „Ich habe jetzt wieder angefangen mit dem Zugseil-Training“, sagt der Mann, der mit seiner Familie in einem Einfamilienhaus in Asperg wohnt und einen großen Garten gleich vor der Tür hat. Sein Zugseil befestigt er an einem Baum im Garten. Bei schlechtem Wetter weicht er in seinen Fitnessraum im Keller aus. Reiner hat sich vorgenommen, mindestens zweimal die Woche ein kleines Zirkeltraining zu machen, mit drei oder vier Zugseil-Stationen. Bevor er am Zeil zieht steht freilich Aufwärmen auf dem Programm: Walken im Freien oder Rennrad fahren im Keller auf der Rolle. Danach wird gezogen: vorwärts, rückwärts und seitlich. Vielleicht auch mal im Liegen - Delfin-Beinschlag simulieren.

Reiner Koch beim Zugseil-Training (Foto: Schwimmverein Ludwigsburg)

Reiner hat einst bei Hans Trippel nahezu täglich trainiert, großen Respekt hatte er insbesondere vor dem wöchentlichen Zugseil-Training. Mitunter hätten er und die anderen SVL-Schwimmer so oft am Zeil gezogen, dass sich gleich am Abend ein ordentlicher Muskelkater einstellte. „Manchmal konnte ich beim Abendessen kaum mehr den Arm heben, wenn ich ein Glas Milch trinken wollte“, sagt er und lacht. Damals haben Reiner Koch und seine Kumpels bei vielen Wettkämpfen im Land Medaillen abgeräumt. Das Trippel’sche (Zugseil)Traning war sehr effektiv.

Leistungsorientiert geschwommen ist Reiner bis er Anfang zwanzig war. Danach hat er beim SVL noch ein paar Jahre Triathlon gemacht. Dann war (fast) Schluss mit den Wettkämpfen. Im Sommer 2015 ist Reiner ziemlich spontan im Urlaub zusammen mit seinem Sohn Paul bei der Zuger Seequerung in der Schweiz angetreten. Und einmal ist er bei den Offenen Deutschen Meisterschaften im Eisschwimmen gestartet, in einer Staffel.

Eine Woche ohne Schwimmen - das sei gar nicht gut für ihn, sagt Reiner. „Dann rappelt es.“ Jetzt ist halt bis auf weiteres Trockenschwimmen am Zugseil angesagt. Reiner ist allerdings einer der wenigen SVL-Schwimmer, die trotz der Bäderschließungen im Wasser ist - zwar längst nicht mehr so lange und so oft wie im Sommer, aber immerhin. Zusammen mit Martin Tschepe krault er gelegentlich im Neckar, der zurzeit noch gut zehn Grad Wassertemperatur hat.

Peter Jacob vom swim empfiehlt übrigen diese zwei Übungen:

1. Armzug: Für diese Basisübung beugen Sie sich vor und ziehen das Zugseil mit beiden Händen gleichzeitig von vorn bis zur Hüfte. Imitieren Sie dabei die Unterwasserbewegung beim Schwimmen mit einer leichten S-Form und hohen Ellbogen. Halten Sie die Hände offen und machen Sie keine Fäuste. Der Zug endet mit der Streckung der Unterarme. Führen Sie das Zugseil danach langsam und kontrolliert und unter dem Körper zurück in die Ausgangsposition.

2. Druckphase: Mit dieser Übung trainieren Sie die relevante Muskulatur für den letzten Teil der Unterwasserbewegung: die Druckphase. Gehen Sie in die nach vorn gebeugte Grundposition, doch legen Sie nun die Ellbogen am Körper an. Strecken Sie anschließend die Unterarme immer wieder gegen den Widerstand des Zugseil nach hinten.

Der Herausgeber von swim, Frank Wechsel, hat ein ganzen Buch über das Trocken-Schwimmtraining geschrieben: „Zugseiltraining“  kostet 17.95 Euro, Delius-Verlag. Mit wenig Aufwand, so der Autor, lassen sich hocheffektive Übungsprogramme gestalten, die Athleten unabhängig von den Trainingszeiten der Vereine und den Öffnungszeiten der Hallenbäder in ihren Trainingsalltag einstreuen können. Wie gemacht also für diesen November. Zugseiltraining sei, so Wechsel, „deutlich weniger aufwendig als eine Schwimmeinheit im Wasser“. Technik, Kraft und Ausdauer ließen sich mit dieser Trainingsform gleichermaßen entwickeln und „viel zielgerichteter trainieren als im Wasser“.

Weitere Infos und eine Zugseil-Trainingsplan im  Internet unter

https://swim.de/aktuell/training-home-zugseiltraining-fuer-die-ausdauer/