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Hermann Aigner, SVL-Mitglied seit 1947

Hermann Aigner hat seiner Mutter zu verdanken, dass er schon als kleiner Bub gut schwimmen kann. Das erzählt der rüstige Mann im Rentenalter an diesem frühlingshaften Tag im Februar auf der Terrasse seines Hauses in der Olgastraße in Ludwigsburg. Seine Mama ist mit ihrem jüngsten der vier Kinder in den 1930er-Jahren regelmäßig im Schwimmbad gewesen.

Im Stadtbad Ludwigsburg, im Freibad Hoheneck und gelegentlich auch im Freibad in Großbottwar. Der kleine Hermann war eine Wasserratte. Und Wasser ist ganz offenkundig nach wie vor Hermann Aigners Element. Der Mann, der bis 2018 die größte und wichtigste Buchhandlung in Ludwigsburg geführt hat, wird in ein paar Monaten 90 Jahre alt. 90 Jahre! Kaum zu glauben, denn er ist nach wie vor fit. Fit und flink im Kopf.

In seinem Garten hat sich Hermann Aigner einen Teich anlegen lassen, fast groß genug, um darin zu schwimmen - rein theoretisch jedenfalls. Aigner, seit 1947 SVL-Mitglied, schwimmt aber lieber in anderen Gewässern. Zum Beispiel im Atlantik in Frankreich. Er und seine Frau Inge haben ein Häusle auf der Ile de Ré. Der Weg vom Haus bis zum Meer ist nur ein paar Schritte weit. Gewöhnlich fahren die beiden im Juni und im September jeweils für ein paar Wochen in das Urlaubsdomizil, stets mit dem eigenen Wohnmobil und immer mit einem Übernachtungsstopp in der Nähe von Paris.

Hermann Aigner in seinem Garten in Ludwigsburg (Foto: privat)

Daheim in Ludwigsburg ist Hermann Aigner im Sommer regelmäßig im Freibad, auch im ersten Corona-Sommer hat er sich oft einen Stundenslot gebucht, ist ein bisschen geschwommen - „vielleicht 500 Meter weit“ - und hat sich dann oft mit Bekannten auf der Terrasse beim Kiosk getroffen um zu plaudern.    

Ein herausragender Schwimmer sei er aber nie gewesen, behauptet Aigner und lacht. Als junger Kerle habe er ein einziges Mal eine Goldmedaille gewonnen, bei den württembergischen Jugend-Meisterschaften im Freibad Göppingen. Sein wohl größter sportlicher Erfolg. „Lediglich Hermann Aigner feierte über 200 Meter Brust der Jugend in 3:08 Minuten einen schönen Sieg“, heißt es in einem vergilbten Zeitungsausschnitt, eingeklebt in einem Fotoalbum von anno dazumal.

Mit Hilfe dieses Albums lässt sich nicht nur die Jugend des Hermann Aigner ganz gut rekonstruieren. Die alten Schwarz-Weiß-Fotos geben auch Einblicke in das Vereinsleben des SV Ludwigsburg in den Kriegs- und Nachkriegsjahren. Neun Kinder blicken lachend in die Kamera eines unbekannten Fotografen, links unten, sitzend: der Hermann, damals knapp zwölf Jahre alt. Ein offensichtlich unbeschwerter Tag am Beckenrad des alten Ludwigsburger Freibads im Sommer 1943. Nächster Schnappschuss, ein kleiner Zeitsprung: Hermann kurz vor der Brustwende bei seinem Schwimmen zum Sieg in Göppingen, Sommer 1948.

Hermann Aigner 1943 im Freibad Ludwigsburg (unten links). (Foto: privat)

Ein Foto, undatiert, vermutlich um 1950 herum: zwei junge Männer stehen am Ufer des Bodensees, links der Hermann, rechts der Roland - Roland Schurrer, der später fast zwei Jahrzehnte lang Vorsitzender des SVL sein wird, von 1978 bis 1996. Damals, erzählt Aigner, habe er mit seinem Kumpel eine schöne Radtour am See gemacht.

Weiter geblättert im Album: Hermann Aigner steht mit einer Gruppe von Kindern am Beckenrad des Stadtbads. „Ach, das hatte ich ganz vergessen“, sagt er, lächelt und schwelgt in Erinnerungen. Eine Zeitlang habe er eine Nachwuchsgruppe des SVL trainiert. Nächstes Bild: junge Leute feiern ein offenkundig rauschendes Fest. „SVL-Fasching, Ratskeller 1952“, ist daneben handschriftlich notiert.

Im Haus Aigner hängt an einer Wand ein größeres, gerahmtes Foto an der Wand. „Unbeschwerte Jugend“, so könnte der Titel dieses Bilds lauten. Aigner erzählt von einem Radausflug zum Kloster Hirsau im Schwarzwald, müsste Mitte der 1950er-Jahre gewesen sein. Auf dem Foto lauter SVL-Schwimmer: Ludwig Retter, Helmut Jünthner, Roland Durlach, Hermann Aigner, Irene Gescheidle, Heinz Jünthner. „Leben tun nur noch: Durlach und Aigner.“ Irene Gescheidle und Heinz Jünthner haben später geheiratet, sind in die USA ausgewandert und dort, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, zu Wohlstand gekommen. „Vom Werkzeugmacher zum Vizepräsidenten einer US-Weltfirma.“ Was für tolle SVL-Geschichten!

SVLer bei einem Radausflug im Schwarzwald Mitte der 1950er - hinten: Ludwig Retter, Helmut Jünthner, Roland Durlach vorne: Hermann Aigner, Irene Gscheidle, Heinz Jünthner (von links nach rechts) (Foto: Schwimmverein Ludwigsburg)

Hermann Aigner erzählt von tollen Feten im SVL-Bootshaus am Neckar, von toller Kameradschaft und von seinen späteren sportlichen und beruflichen Aktivitäten. Nach dem Wettkampfschwimmen habe er angefangen ein bisschen Tennis zu spielen, „der Tennisplatz war damals gleich neben den Stadion“.

Er ist gerne geritten und im Winter viel Ski gefahren,  auch Surfen war eine Zeitlang seine Passion - aber alles immer nur zum Spaß, wie er sagt, nicht mehr mit der Ambition Medaillen oder sonstige Preise zu gewinnen. Jahrzehnte war er im Sommer mit ein paar Kumpel Woche für Woche beim Sonntagmorgen-Kick auf der Weise hintern Freibad. An diese legendäre Truppe erinnern sich viele älterer Dauergäste des Freibads.   

Der Hermann hat zunächst das Schiller-Gymnasium Ludwigsburg besucht. Bis zum Abitur indes habe er nicht durchgehalten, sagt der Mann mit dem strahlenden Lachen. Nach der Mittleren Reife an der Handelsschule in Ludwigsburg ist klar, wohin die Reise geht: Hermann Aigner wird Buchhändler, wie sein Vater Kurt, sein Großvater Hermann, der letzte Hofbuchhändler übrigens, und sein Urgroßvater Julius.

Nach der Lehre bei einem Buchladen in Bad Cannstatt arbeitet er in München, und er reist - unter anderem nach London wo er einen Buchladen besucht, in dem einst sein Opa gearbeitet hat. Später steigt Hermann Aigner im elterlichen Geschäft ein. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1974 ist er alleiniger Geschäftsführer.

Die Zeit rast, seine drei Kinder werden groß. Und auch die Buchhandlung Aigner wird größer und größer. „Wir haben ständig angebaut und drei Filialen in Marbach, Kornwestheim und Ludwigsburg eröffnet.“ Hermann Aigner ist lange Handelsrichter beim Landgericht Stuttgart, 25 Jahre lang Stadtrat und 20 Jahren lang Kreisrat für die Freien Wähler. 2016 bekommt er für sein vielfältiges Engagement die Bürgermedaille der Stadt Ludwigsburg verliehen.

SVL Fasching 1952 - Hermann Aigner mittig oben (Foto: privat)

Zu den bitteren Erfahrungen im Leben des Hermann Aigner zählt das Aus für die einst königliche Buchhandlung Aigner im Jahr 2018. Damals haben landauf, landab bereits ungezählte selbstständige Buchhandlung aufgeben müssen. Auch wegen den übermächtigen Buchhandelsketten. Er habe sein Geschäft geordnet - „vor allem schuldenfrei“ - abgewickelt und im letzten Jahr eine Menge Geld verbrannt.

Er meide zwar den Weg vorbei an seinen einstigen Geschäft mitten in Ludwigsburg. Seinen Frieden hat Hermann Aigner aber ganz offenkundig doch gemacht mit der Entwicklung. Er freut sich des Lebens, erzählt gerne, dass er kürzlich bei der Hochzeit mit seiner langjährigen Gefährtin, mit seiner Inge, vom Standesbeamten überschwänglich beglückwünscht worden sei „als ältester Bräutigam aller Zeiten in Ludwigsburg“. Zurzeit, sagt er mit Blick zum blauen Himmel, warte er fast sehnsüchtig auf die Eröffnung des Freibads in Hoheneck. Schwimmen ist halt nach wie vor ein Faible.