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Rückkehr des Sports (2)

„Kein einziger Corona-Fall im Schwimmtraining“

Der SV Ludwigsburg drängt die Stadt seit Monaten: das Freibad Hoheneck müsse in diesem zweiten Pandemie-Jahr so bald wie möglich öffnen. Aus der Sicht des Clubs und vieler anderer Vereine im Land gibt die aktuelle Corona-Verordnung eine Öffnung zumindest der Freibäder her.

„Gegen die Wiedereröffnung der Freibäder spricht aus unserer Sicht fachlich gar nichts“, heißt es in einem Schreiben der Bäderallianz Deutschland an die Bundeskanzlerin. Zudem sei die Öffnung der Hallenbäder „direkt nach Ostern auch für die Öffentlichkeit mit Hygienekonzepten“ vertretbar. Noch tut sich im Land Baden-Württemberg in Sachen Öffnung der Bäder indes wenig bis nichts.

Die Spitzenverbände des Schwimmsports in Baden-Württemberg seien „angesichts der Pandemieentwicklung in großer Sorge um die Schwimmfähigkeit unserer Kinder als auch der Gesamtbevölkerung in Baden-Württemberg“, heißt es in einem Brief des Schwimmverbands Württemberg, des Badischen Schwimmverbands und der DLRG an Ministerpräsident Winfried Kretschmann und an die Sportministerin Susanne Eisenmann.

Die vereinseigenen Statistiken zeigten, dass 2020 im Vergleich zu 2019 rund 70 Prozent weniger Schwimmabzeichen abgenommen worden sind. Die Rettungsfähigkeit des Aufsichts- und Rettungspersonals der Bäder schwinde. Die erforderlichen Nachweise für potenzielle Bewerber der Berufsfeuerwehren und der Landespolizei könnten nicht mehr erbracht werden.

„Um die Verbreitung des Coronavirus zu verhindern, tragen wir die vielen Maßnahmen solidarisch mit. Dass wir geduldig sein müssen, ist uns allen bewusst.“ Am 8. März fiel mit der neuen Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg der Startschuss für den Breitensport - zumindest für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 14 Jahre und nur im Freien.

„Das gibt dem organisierten Sport einen Funken Hoffnung“, so die Verbände in dem aktuellen Schreiben. Nun gelte es, die Grundlagen dafür zu legen, dass auch die DLRG-Ortsgruppen und Schwimmvereine in Baden-Württemberg eine Perspektive für ihr Sporttreiben aufgezeigt bekommen und insbesondere der Bereich des Schwimmenlernens wieder in einem halbwegs normalen Rahmen stattfinden kann.

In manchen Bundesländern tut sich etwas: In Hessen zum Beispiel hat die Landesregierung laut einem Bericht des Hessischen Rundfunks (HR) das Okay gegeben, in Frankfurt etwa seien die Bäder für die Schwimmvereine offen. Unter Auflagen darf trainiert werden: Mit Maske bis zum Beckenrand gehen, ausreichend Abstand halten beim Schwimmen, Duschen erst nach dem Training zu Hause. Wegen der geltenden Corona-Vorschriften könnten die Kurse und Trainingseinheiten allerdings nur „in losem Takt und mit weniger Teilnehmern stattfinden - aber immerhin“.

Wann die hessischen Freizeitschwimmer ohne Verein wieder ins Wasser dürfen, sei noch unklar, so der HR. Laut einem Bericht der Hannover Allgemeinen Zeitung (HAZ) sollen mehrere Freibäder in Hannover Anfang April geöffnet werden. Der NDR berichtet, dass in Schneverdingen im Heidekreis das Hallenbad öffnet, allerdings nur für Bürger, die eine Dauerkarte haben.

Diese Personen dürfen entweder allein oder mit Mitgliedern aus ihrem Hausstand das Hallenbad buchen, jeweils für eine Stunde. Die Stadtwerke, so der NDR weiter, hätten das Konzept auf Basis eines Gerichtsurteils erarbeitet. Das Verwaltungsgericht Hannover hatte entschieden, dass Betreiber von Fitnessstudios ihre Räume stundenweise an ihre Kunden untervermieten dürfen, trotz des Lockdowns. Diese Regelung haben die Stadtwerke nun auf das Bad übertragen.

Hohenecker Freibad mit Beschilderungen für Besucher (Foto: Schwimmverein Ludwigsburg)

Es gibt also - Land auf, Land ab - ein paar kreative Lösungsansätze zur Öffnung der Bäder. Der SV Ludwigsburg hatte bereits Anfang dieses Jahres die Stadt beziehungsweise die Stadtwerke gebeten, sich auf eine frühe Öffnung des Hohenecker Freibads vorzubereiten. Spätestens im März sollte die Kommune anknüpfen an das Prozedere des Sommers 2020, so der SVL im Januar.

Für die Vereinsmitglieder habe die Online-Ticketbuchung für das Freibad klasse funktioniert – auch dank der guten Kooperation mit der Stadt Ludwigsburg beziehungsweise mit den Stadtwerken. Viele Ludwigsburger sagten, sie seien noch nie so entspannt schwimmen gewesen wie im Sommer 2020 - weil die Bahnen meistens frei waren, ganz anders als gewohnt.

Die Mitglieder des SVL konnten im Rahmen ihrer Mitgliedschaft im Freibad Hoheneck und im Campusbad schwimmen und der Verein möchte sich auch in diesem Jahr wieder dafür einsetzen und allen Mitgliedern ein Angebot machen, wenn immer es möglich ist. Vermutlich ist der Club deshalb auch im Pandemiejahr gewachsen, gegen den Trend. Die Zahl der Mitglieder ist um rund 100 auf deutlich über 1.000 angewachsen.

In einem offenen Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann und an die Sportministerin Susanne Eisenmann fordern 75 Sportvereine sowie 33 Sportfachverbände aus Baden-Württemberg eine Perspektive für den Sport im Land. Um all die Menschen, die in den vergangenen Monaten des Lockdowns keinen oder kaum Sport treiben konnten, wieder in Bewegung zu bringen, sei die Öffnung der Sportanlagen - auch der Bäder - entscheidend.

Die Bäder sollen zumindest für Schwimmkurse geöffnet werden. Seit fast einem Jahr könnten viele Kinder „weder Purzelbäume, Ballspiele noch schwimmen lernen“, sie versäumten die Erfahrung, „was Zusammenhalt und Gemeinschaft bewirken können oder wie wichtig Respekt und Fairplay sind“. Wichtige sozial-integrative, pädagogische und persönlichkeitsbildende Inhalte der Arbeit der Vereine gingen verloren.

Aus der Zeit des ersten Lockdowns sei bekannt, dass Outdoor-Sportangebote ohne intensiven Körperkontakt - zum Beispiel Schwimmen - „keine negativen Wirkungen auf das Infektionsgeschehen hatten“, heißt es in dem offenen Brief mit dem Titel „Öffnungsperspektive für den Sport zügig schaffen“ weiter.

Dr. phil. Pamela Klotti-Franz hat sich laut einer Pressemitteilung des Saarländischen Schwimm-Bunds mit der Rolle der Schwimmbäder in der Corona-Pandemie beschäftigt und festgestellt, dass es im Schwimmtraining der Spitzensportler nicht zu Infektionen gekommen sei.

Seit Anfang Juni 2020 bis heute hätten die Kaderathleten der Deutschen Triathlon-Union, des Deutschen Schwimmverbands, der Saarländische Triathlon-Union, der DLRG und des Saarländischen Schwimmer-Bunds fast 30.500 Trainingseinheiten absolviert - unter Einhaltung strenger Hygienevorgaben. „In dieser Zeit gab es unter den Sportlern keinen einzigen Corona-Fall, welcher auf das Training an der Sportschule zurückzuführen ist.“       

Der Schwimmplan im Schwimmerbecken im Hohenecker Freibad (Foto: Schwimmverein Ludwigsburg)

Klotti-Franz sagt: „Schwimmen gilt in Deutschland als Kulturgut und gehört zur Allgemeinbildung wie etwa Schreiben und Lesen.“ Die in Folge der Pandemie bedingten Schließungen von Schwimmbädern für die Bevölkerung seien enorm. „Schwimmen nimmt in Deutschland nicht nur aufgrund seiner gesundheitlichen, integrativen und sozialen Bedeutung für Jung und Alt einen besonderen Stellenwert ein.“

So führe der Wegfall präventiver Bewegungsangebote im Wasser insbesondere bei älteren Menschen vermehrt zu körperlichen Problemen, die wirtschaftlichen Einbußen vieler Vereine seine „massiv“, Kinder und Jugendliche litten unter dem Bewegungsmangel, es fehle ein Ventil und dem Leistungsschwimmen gehe der Nachwuchs verloren. „Die allgemeine Zielsetzung, dass jeder Heranwachsende in Deutschland schwimmen können soll, rückt durch die Schließungen in immer weitere Ferne. Daher ist es dringend geboten, die Schwimmbäder so schnell wie möglich wieder zu öffnen.“

Das online-Schwimmmagazin swim.de schreibt: „Voraussetzung für alle Trainingshoffnungen ist natürlich, dass die Bäder überhaupt öffnen dürfen. Dabei wird auch eine Rolle spielen, als was Frei- und Hallenbäder gesehen werden. Für uns Schwimmer sind sie in erster Linie Sportanlagen wie Fußballplätze oder Leichtathletikstadien.“

In Baden-Württemberg stehen die Zeichen offenbar (noch) nicht auf Öffnung. Ein Sprecher des Sport-Ministeriums erklärt auf Anfrage, die Regierung habe sich aus Infektionsschutzgründen dazu entschieden, „derzeit Bäder und Co. noch nicht zu öffnen“. Ausnahmen gebe es unter anderem für Spitzensportler und Abiturienten.

Die Regierung habe Verständnis für den Unmut der Schwimmerinnen und Schwimmer, sie müsse aber bei ihren Entscheidungen „verschiedenste Argumente abwägen und unterm Strich vor allem den Schutz der Gesundheit fokussieren“. Umkleiden und sanitäre Einrichtungen blieben vorerst generell auf allen Sportanlagen gesperrt. Ohne Duschen und Toiletten seien (Frei)Bäder aber nicht zu betreiben, deshalb die unterschiedliche Behandlung von Bädern und anderen Freiluft-Sportanlagen, die öffnen dürfen.

Der sportpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag, Gernot Gruber, hingegen ist anderer Ansicht. Der am Sonntag wiedergewählte Abgeordnete aus Backnang könnte sich durchaus vorstellen, die Freibäder zu öffnen. Die Duschen müssten wegen Corona zwar zu bleiben, die Toilette hingegen sollten „unter Auflagen“ aufgesperrt werden - „damit keiner ins Wasser oder an die Hecke pinkeln muss“.

Die Schwimmverbände und die DLRG erklären jetzt in ihrem Brief an Kretschmann und Eisenmann, dass die Hallen- und Freibäder als öffentliche und private Sportanlagen und Sportstätten eingestuft werden müssten. Diverse namhafte Einrichtungen wie beispielsweise das Leibniz-Institut, das Max-Planck-Institut und das Umweltbundesamt hätten in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen, dass in ordnungsgemäß betriebenen Schwimmhallen keine über dem insgesamt bestehenden Infektionsrisiko liegende Ansteckungsgefahr bestünden.

Hinsichtlich der offiziellen Begründung des Landes Baden-Württemberg zum Verbot des Betriebs von Bädern, würden sich die Verbände „eine differenzierte Betrachtung der verschiedenen Nutzergruppen und Rahmenbedingungen wünschen“. Die Verbände schlagen vor:

*klar definierte Gruppen in den Bädern

*keine täglich wechselnden Badegäste

*feste Gruppengröße

*feste Anmeldungen aller Schwimmerinnen und Schwimmer

*Hygienekonzepte und besondere Vorsichtsmaßnahmen wie beispielsweise die Desinfektion genutzter Flächen.

(Foto: Schwimmverein Ludwigsburg)

Die Vereine und Ortsgruppen im Land hätte bereits vor dem zweiten Lockdown bewiesen, „dass sie auch unter Pandemiebedingungen verantwortungsbewussten und disziplinierten Vereinssport ermöglich können“. Die Schwimmverbände und die DLRG bitten, dass Land um weiterer Öffnungsschritte vom 22. März an.

SVL-Präsident Volker Heyn sagt mit Blick auf das Freibad in Hoheneck: „Wir haben zwei Becken - in jedem Becken könnten und dürften zumindest zehn Sportler schwimmen. Das geht - die Stadtwerke haben 2020 bewiesen, dass es möglich ist, die Zahl der Schwimmer zu begrenzen.“

Ferner sei es möglich, auf der großen Wiese im Freibad auch andere Sportarten zu betreiben, zum Beispiel Volleyball oder Badminton - mit Abstand, in Zehnergruppen und im stündlichen Wechsel. „Täglich könnten also eine paar hundert Ludwigsburger im Freibad Sport treiben.“