Rückkehr des Sportes (11)
Interview mit SVL-Triathlet Fabian Knobelspies
SVL-Triathlet Fabian Knobelspies auf dem Weg nach Hawaii „Für die Top Five brauche ich einen absoluten Sahne-Tag“ Fabian Knobelspies ist längst für die Triathlon-WM qualifiziert, die Anfang Oktober auf Hawaii stattfindet. Im Interview spricht der SVL-Sportler über die schwierigen Trainingsbedingungen wegen Corona, über seine Ziele und über die Perspektiven für die Mannschaft des SV Ludwigsburg in der Landesliga.
Fabian, wie gehts Dir im zweiten Corona-Jahr?
Mit geht’s gut, ich bin bisher gut durch das Jahr gekommen, will jetzt aber wieder bei Wettkämpfen starten. Das Jahr 2020, das sportlich nicht wirklich stattgefunden hat, konnte ich verschmerzen - ich war ja zeitweise verletzt.
Jetzt kann und will ich aber unbedingt wieder racen. Ansonsten geht es mir wie vielen: Ich hab’ keinen Bock mehr auf das Thema Corona. Aber dieses Problem haben nicht nur wir Sportler. Alle müssen wohl noch ein bisschen demütig bleiben.
Die Absage des Ironmans im Oktober 2020 hattest Du damals so beschrieben: aus sportlicher Sicht gut. weil Du eben länger verletzt gewesen bist. Bist Du jetzt fit?
Ja ich bin fit. Ich hatte bis in den Herbst hinein Verletzungsprobleme, hab zwei Wochen komplett Pause gemacht, seit November bin ich im Aufbautraining. Die Kunst ist es, cool zu bleiben und knapp ein Jahr lang zu trainieren auf ein Rennen, das am 9. Oktober stattfindet und dann maximal fit zu sein. Ich will gar nicht schon vorher - etwa bei B- oder C-Wettkämpfen im August - großartig performen. Und dann im Oktober womöglich schon wieder ein bisschen durchzuhängen. Das sollte nicht passieren. Ich will im Oktober körperlich und mental top fit sein. Stand heute bin ich auf einem sehr, sehr guten Weg.
Konntest Du halbwegs normal trainieren im Winter und jetzt im Frühling?
Ich konnte gut trainieren. Klar, vieles war reglementiert, wegen der Corona-Einschränkungen. Aber ich bin Ausdauerathlet in einer Disziplin, in der ich nicht unbedingt ein Fitnessstudio oder ein Stadion brauche. Ich konnte gut Rad fahren und laufen - auch mit einem Trainingspartner, das war ja trotz Pandemie immer erlaubt.
2021 war das erste Jahr seit langem, in dem ich in kein Trainingslager geflogen oder gefahren bin. Ich hatte mir das gut überlegt, wäre gerne wo hingereist, auch weil das Wetter ja lange schlecht war in Deutschland. Der logistische Aufwand wäre mir aber zu groß gewesen. Ich verdiene mit Triathlon nicht meinen Lebensunterhalt, konnte also verzichten.
Ich versuche das alles positiv zu sehen und sage mir: womöglich bin ich ohne Trainingslager im Frühjahr sogar noch fitter als sonst. Schwimmen war vermutlich die problematischste Disziplin, die Bäder waren lange geschlossen. Stimmt. Ich bin echt glücklich, dass ich jetzt wieder im Freibad Schwimmen kann. Ich schwimme nämlich nicht so gerne im Freiwasser, das mache ich nur, wenn es sein muss. Auch im Hallenbad bin ich eher ungern.
Gehst Du fest davon aus, dass die WM auf Hawaii im Oktober stattfindet? Trotz Corona.
Mittlerweile ja. Ich war mir zu Beginn des Frühjahrs nicht so sicher. Jetzt ist aber klar, dass viele Qualifikationsrennen stattfinden. Die EM in Frankfurt soll im August stattfinden. Im Oktober wird sicher ein WM-würdiges Feld in Hawaii am Start stehen. Auf Hawaii ist mittlerweile jeder geimpft, der geimpft werde wollte. Dieses Thema wird also keine große Rolle mehr spielen.
Wie sieht Dein Trainingsplan aus in den nächsten Monaten?
Es wird langsam spezifischer: Die Tempoeinheiten werden mehr, meistens aber im moderaten Bereich - bei meinen Rennen bin ich ja circa neun Stunden unterwegs. Ich habe im Winter viel Grundlagentraining gemacht - lang und locker. Das ändert sich jetzt allmählich, es wird rennspezifischer, das heißt ich laufe lange Intervalle im Renntempo, auch mal ein bisschen schneller.
Das gilt auch fürs Radfahren. Ich bin jetzt wieder mehr mit dem Zeitfahrrad unterwegs, der Körper muss sich wieder an die andere Sitzposition gewöhnen. Im Winter bin ich viel mit dem Gravel-Bike gefahren. Ich probiere jetzt auch ein bisschen was mit der Verpflegung aus: Verträgt mein Magen dies oder das? Wenn möglich, streue ich gelegentlich ein Hitzetraining ein. Ich versuche, meinen Körper daran zu gewöhnen, was er in Hawaii leisten muss.
Sind Wettkämpfe angesetzt?
Ich will mich unbedingt wieder mit anderen messen, aber die Wettkampfplanung ändert sich aktuell fast wöchentlich. Ich habe sein Oktober 2019 kein Rennen mehr gemacht, nur mal einen Lauf - aber keinen Triathlon. Ich möchte schon wissen, wo ich stehe, werde die Saison aber ruhig und strukturiert angehen, das heißt: ich vertraue darauf, was ich kann, was ich 2019 abgerufen habe.
Die neue Saison gehe ich mit einigen kürzeren Rennen an. Juli und August werden wettkampf-intensive Monate. Ich will bei mehreren Kurzdistanzen- und zwei Mitteldistanz-Rennen starten, unter anderem bei den baden-württembergischen Meisterschaften über die Mitteldistanz. Ich will außerdem bei den Liga-Rennen dabei sein, sofern diese stattfinden.
Dein Saisonziel bleibt Top Five in der Altersklasse auf Hawaii?
Das bleibt mein Ziel. Das steht aber nicht ausschließlich in meiner Macht, da gibt es unglaubliche viele Faktoren, die ich nicht oder nur sehr begrenzt beeinflussen kann. An dem Tag muss eben alles passen, ich brauche einen absoluten Sahne-Tag. Ich werde weiterhin alles dafür tun, meine Hausaufgaben zu machen.
Wie geht’s den anderen SVL Triathleten? Ihr hattet das Ziel Zweite Bundesliga ausgerufen.
Den Jungs aus der ersten Mannschaft geht es gut, die sind gut in der Form. Wir haben eine richtig coole Truppe zusammen. Es macht Spaß mit den Jungs zu trainieren. Cornelius Theus startet im Juli auf Lanzarote, er will die Hawaii-Quali lösen und wird mich dann hoffentlich begleiten. Dann hätten wir zwei SVL-Athleten auf Hawaii, was supercool wäre.
Und wir sind bereit, die Landesliga aufzumischen, auch mit unseren jungen Wilden, mit Lasse, Nils, Sebastian und den anderen. Der Verband hat jedoch bereits angekündigt, dass es aufgrund der besonderen Situation 2021 keine Auf- oder Abstiege geben wird.